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Rostschimmer – Part 1

Um sie herum erblühte das gelbe Dickicht aus Nelken und Narzissen. Sieben Zipfelmützen taumelten um den großen Sarg, der dort verschlossen auf der hell erleuchteten Lichtung stand. Aus der Ferne hörte man Pferdegetrappel. Und das Rascheln von Prinzengarnitur, das rhythmisch im Takt mit schlug. Die Sonne, die durch die Bäume in die Lichtung fiel, war beinahe untergegangen. Das Getrappel erstarb. Nun stand er vor dem Sarg, das Eisen in der Hand. Hammer bereits schlagbereit in der zweiten und er starrte ehrfürchtig auf den luft- und vor allem lichtdichten Sarg, der vor ihm stand. Auf dem Boden führten Schleifspuren hierher, an diese verwunschene Lichtung. Sein Gesicht war kohlweiß, seine Lippen vor Aufregung rot wie Rosen und sein Haar. Sein Haar blond wie ein frisch gezapftes Bier.

Glänzend, frisch und für kühle Sommertage geschaffen. Er setzte den riesigen, rostig schimmernden Nagel an. Im Hintergrund tuschelten Wesen, die sich anhörten wie Nagetiere. Knattern und raspeln. Ein lauter Knall. Der erste Schlag ging auf den Nagel ein und dieser bohrte sich langsam in das Holz. Nicht tief. Der Fremde stöhnte und fluchte. Weitere Male schlug er den Nagel in das Holz. Wiederum nur ein kleines Stück tiefer. Er schlug so fest auf den Nagel ein, dass seine Hände anfingen zu zittern.

Die letzten Strahlen der Sonne erstarben und es schien, als würden sich die Blumen verbeugen in Richtung des Sargs. Ein kalter Luftstoß ging nun von ihm aus und strömte an den sich langsam öffnenden Kanten. Die eisig kalte Luft begann sofort zu dampfen an und hüllte die von leuchtenden Farnen umrankte Szenerie in schummriges Licht. Der Sarg schien sich zu öffnen. Der Fremde hämmerte unbeirrt auf den Sarg. Tiefes Zischen füllte den Wald und der Luftstoß wurde stärker und stärker. Eiskristalle bildeten sich auf der Wiese vor dem Fremden.

Der Sarg schlug ihm ins Gesicht und zertrümmerte ihm die Nase. Er fiel um und lag da so eine Weile.

Im grellen Mondlicht stand sie. Geschaffen für das Nachleben, der ewigen Ruhe auf Reise. Ihr erstes Opfer lag vor ihr. Schon vom Kopf her geöffnet. Nur zubeißen und den Weg noch etwas weiter strecken lassen.

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