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The big show

Die Situation ist anders geworden. Ich habe es sogar geschafft meiner Mutter zu schreiben und zu gestehen, wie es gerade um mich steht. Ihr Gefühle offenbart, die ich ihr sonst niemals zugeben würde.

Das alles, weil ich eigentlich nach Japan gehen wollte, mich das jedoch so sehr bedrückt, dass es schon körperlich wird. Ich weiß nicht mal, warum oder was oder ob ich nicht einfach durch pushen sollte. Dabei kommt mir meine Tante in den Kopf, die auf Grund von Burnout ausgefallen war. Diesen Gedanken hatte ich schon öfter.

Aber das darf ich nicht. Ich darf das auch nicht denken. So schlimm ist es nicht. Es ist alles nicht das große Problem. Kämpfe deine Dämonen. Bekämpfe sie mit aller Macht. Denn aufgeben und auf sich achten ist keine Option. Zur Not nutze doch einfach ein Mittel dich selbst zu regulieren. Ich kann das auch. Hier geh doch mal zum Sport. Ich war ewig nicht beim Sport.

Doch doch, das ist super gesund für den Körper und wenn du es mal gemacht hast, wird es dir schon besser gehen. Sagen sie alle. Der Weg dahin ist doch das Problem Leute. Ich brauche einen Weg dahin. Wie entschärfe ich meine Gedanken bis genau zu diesem heilenden Prozess. Ich möchte das gerne. Meinetwegen ein ekelhaftes Insta-Life führen. Wobei das nicht. Es sieht nur verdammt einfach aus. Auf der Bühne scheint alles einfacher auszusehen. So einstudiert. Studieren, gut arbeiten, Kinder bekommen und den großen Plänen einer gesamten Generation verfallen, wie ein Modellbauhaus.

Was ist, wenn man das alles nicht sein kann? Wenn der Plan in die Hose geht und man mit 26 (27 im Kopf) noch an der Uni ist? Was ist, wenn das auch noch mit 30 der Fall ist. Laut Menschen, die ich nicht schätze ist das schon ein großes Problem. Wer soll dich dann schon nehmen? Also sollte ich aufgeben, weil mein Bühnenoutfit nicht zur Show passt? Sollte ich aufgeben, weil der Text den ich einstudiert habe nicht zur Musik passt, die voller positiver Kack-Gefühle vor sich hindudelt und im Publikumsbereich sich Menschen das Leben nehmen, weil sie nicht so sein können. Ich war auch mal im Publikum. Ich hab versucht so zu sein wie ihr und es quält mich noch immer.

Warum sollte ich auch sonst diesen Text schreiben. Ich bin Teil des Systems. An manchen Tagen schmerzt es so verdammt sehr nicht passend zu sein. Man ist ja doch nur ein Konstrukt dieser menschlichen Gefühle, derer ich mich gerne entledigen würde an manchen Tagen. Aber auch nur, damit der Schmerz gelindert wird.

Ich horche mehr in mich hinein und empfinde endlich wieder. Der Schmerz ist noch da, aber ich weiß, weshalb ich ihn empfinde. Es schmerzt dennoch, aber es gibt Tränen, die laufen und auch laufen dürfen, wenn man mitten auf der Straße ist. Ich verstecke Gefühle nicht mehr so sehr. Zumindest ist der Versuch es wert.

Lieber kurz geliebt haben, als niemals der Liebe eine Chance gegeben zu haben. Ich lerne mehr aus diesen Verhältnissen aus denen ich komme. Ich würde mir natürlich ein anderes Outcome wünschen. Wie so oft. Doch, selbst manche Dinge habe ich nicht in der Hand. Das Stück schreibt sich wie von selbst weiter. Die Frage ist. Möchte ich noch Teil des ganzen sein? Möchte ich weiter machen, auch wenn ich auf der Bühne stehe und dieses Grinsen nicht mehr aufrecht erhalten kann?

Ich war sicherlich auch ein Akteur. Ich habe auch gegrinst und ich werde auch Teil eines Stücks sein, dass jemand anderes nicht zu schätzen weiß. Ich möchte dann nur das Verständnis aufbringen für diese Person oder Antennen für diese andere Rolle haben. Es kann auch gut sein, wenn sich Wege trennen.

Ich mache mich gleich auf den Weg zu meiner Mom. Wir werden über all das sprechen. Meine im Kopf schon abgebrochene Reise. Meinen gebrochenen Geist, für den ich Bastelutensilien bereit halte. Es muss nur jemand schauen, dass ich mein ursprüngliches Ziel nicht komplett verwerfe. Wie es auch aussieht. Ihr seid mein Hammer, die rohe Gewalt. Ihr seid mein Verbundstoff, der mich wieder zusammensetzt. Wie, das bestimme ich. Denn ich trage mein Kostüm schon lange. Es ist voller Flicken aus der Vergangenheit. Ich sehe bereits schöne neue Flicken.

Ich kann noch sehen. Das ist doch etwas.

Ein Kommentar

  1. Tolle Metaphern, sehr aufwühlender Text… Ich wünsche dir viel Kraft für den Besuch bei deiner Mom!

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